Alligatoah und Metal? Ja, und dies ist kein Aprilscher, denn mit „off“ präsentiert er sein erstes Werk mit harten Gitarrenklängen, die sich in 41 Minuten und 12 Songs verpackt – hören lassen können.
Stell dir vor, du stehst seit nunmehr einer Dekade an der Spitze der deutschsprachigen Musikwelt. Du hast einen Stil geprägt, hast Rapszene und Poplandschaft gleichermaßen hinter dich gebracht und die größten Bühnen des Landes bespielt. Dein Trophäen-Schrank platzt aus allen Nähten, jeder Schuss wird als Treffer gewertet, jedes weitere Album scheint deinen Legendenstatus ein Stück weiter zu akzentuieren. Marktforscher, Label-Vertreter und Manager raten an, einfach immer so weiter zu machen – bloß keine Experimente, die den Königsstuhl zum wackeln bringen könnten.
Und dann gehst du ins Studio, ignorierst bewusst die altgediente Erfolgsformel, setzt ohne jegliche Notwendigkeit alles auf Risiko und fabrizierst … Ein von Schreigesang und heulenden Gitarren durchzogenes Crossover-Album. Alligatoah hat genau das getan. Seine neue Platte „off“ tritt dem Zeitgeist mit ohrenbetäubender Edgyness entgegen, gleicht einer LP-gewordenen Abrissbirne auf dem Pop-Olymp.
„off“ ist ein lautes, explosives Gemisch aus verschiedenen Spielarten des Heavy Metal und Hip-Hop-typischen Beatmustern, kreuzt 90’s-Nostalgie mit Zukunftsgewandtheit und Alligatoah-typischem Pop-Appeal. Heulende E-Gitarren und dreidimensionales Doublebass-Gehämmer versprühen Nu-Metal-Aura und Band-Feeling, zwischendurch platzen Trap-Drum-Elemente in die Szenerie.
Vorab versprühten bereits ‘So raus’ mit Limp Bizkit-Weirdo Fred Durst sowie das No Angels-Cover ‘Daylight’ auf jeweils eigene Art Nostalgie-Flair. Ansonsten teilt der 34-Jährige höchst amüsant gegen perfekte Menschen aus (‘Weiße Zähne’), singt eine Hymne auf Hypochonder (‘Es kratzt’) und stellt klar, dass er für ‘Niemand’ in den Krieg zieht.
Als Alligatoah Fan hört man das Album wahrscheinlich mit anderen Ohren, als ein echter Metal Fan. Sein Sprechgesang zwischen den harten Tönen erinnert mich an manchen Stellen an einige Deutschrapper aus den 2000ern. Daher glaube ich, dass selbst die Deutschrap und Hip Hop Szene die Musik live feiern wird. Textlich gesehen bleibt er seinem Stil treu und trifft den ein oder anderen Nagel auf den Kopf. „off“ ist was anderes zu dem Sound den man sonst hört, dennoch bin ich gespannt, wie die Songs live rüberkommen.
Fazit: Kein Album, welches in meine Top Alben rutschen wird, dennoch im großen und ganzen ein sehr Unterhaltsames Album! Mal sehen, was noch so kommen wird.
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