„Projekt 82“: Schreng Schreng & La La im Interview

In der heutigen Zeit dreht sich vieles um Projekte. Dringende und unnötige. Ein schönes Projekt, das ich in den letzten Tagen genießen durfte, ist die CD „Projekt 82“ von Schreng Schreng & La La. Wir haben den Jungs einige Fragen zur neuen CD aber auch zu anderen dringenden Projekten gestellt. Seid gespannt auf die Antworten.

Hey ihr Lieben. Schön, dass ihr euch die Zeit nimmt. Wobei erwischen wir euch gerade?
Lasse: Ich sitze im Homeoffice und habe soeben Feierabend gemacht.
Jörkk: Ich komme gerade vom Joggen, habe mir einen Kamillentee gemacht und schaue mir eine Doku über die Maginot-Linie, eine französische Bunker-Anlage aus dem 2. Weltkrieg, an.

Für diejenigen die Schreng Schreng & La La noch nicht kennen. Stellt eure Band (inkl. Bandnamen) mal kurz vor.
Jörkk: Ich bin der Jörkk und mache „La La“. Die Gitarre meines Freundes Lasse ist für das „Schreng Schreng“ und nahezu alles andere zuständig.

Ihr kennt euch schon sehr lange. Auch die Band gibt es schon länger. Manchmal liest man etwas von Zweit- oder Dritt-Band. Wie ordnet ihr Schreng Schreng & La La in euer persönliches Schaffen ein?
Lasse: „Persönliches Schaffen“ klingt etwas dramatisch. Wir sind Freunde, die in einer WG zusammen angefangen haben, Musik zu machen. Und irgendwann hat Jörkk dann eben aus Langeweile in Trier Love A gegründet (Zweitband). Vor einigen Jahren und nach diversen Umzügen kamen dann noch Trixsi in Hamburg (Drittband) dazu – auch aus Langeweile, nehme ich an. Oder Jörkk?
Jörkk: Lasse und ich sind sozusagen eine Supergroup aus Mitgliedern von D.F.T., Love A und Trixsi, die sich irgendwann aus Mangel an kommerziellem Erfolg der anderen Bands zwangsläufig gründen musste, um Lasses Bierkonsum finanzieren zu können.

Eure Musik kann man irgendwo zwischen Liedermacher, Pop, Punk, Indie einordnen. Wie beschreibt ihr euren Stil?
Jörkk: Wir beschreiben unseren Stil am liebsten – und so oft wir irgendwie drum herum kommen – gar nicht. Das macht eher der Hörer, mehr noch der Journalist, am meisten sicherlich der Mensch im Plattenladen oder sonstige Wiederverkäufer. Manchmal retten wir vermeintliche Ausrutscher auf der Bühne derart charmant, dass man von Improvisationstheater sprechen könnte. Tut man aber besser nicht, weil Dich mit dem Etikett niemand auf Schallplatte zu Hause haben will.
Lasse: Auf einem Flyer aus dem Jahr 2009 steht was von Bob Dylan, Tomte und Reinhard Mey. Da muss ich beim „designen“ sehr sehr betrunken gewesen sein. Vielleicht trifft es dieses „Akustik-Punk“-Ding dann doch eher. Aber ich habe mir da tatsächlich nach 2009 auch keine Gedanken mehr drüber gemacht.

Und wer sind eure Vorbilder?
Lasse: In Bezug auf das eher einfache Songwriting von mir würde ich jetzt mal den norwegischen Songwriter St. Thomas (Thomas Hansen) und die kanadische Lo-Fi-Band Eric´s Trip nennen.
Jörkk: Alf, Rocky IV und Mathias Rust.

Wenn ihr Songs schreibt, wie ordnet ihr ein, für welche Bands der jeweilige Song ist? Gibt es da für euch manchmal Schwierigkeiten, einen guten Text einer Band zuzuordnen?
Lasse: Nein. Meine Band D.F.T. schreibt ausschließlich gemeinsam im Proberaum und ich glaube Jörkk textet immer erst, wenn der Song der jeweiligen Band steht. Manchmal bin ich aber auf eine der anderen Bands neidisch. „Frau Gott“ vom Trixsi-Debütalbum finde ich textlich schon sehr gut. Den hätte ich gerne auf einem Schreng-Album gehört. Aber ich gönne es Trixsi natürlich. Haben sie immerhin einen guten Song auf dem Album. Haha.
Jörkk: Genau wie Lasse sagt: Ich texte zu dem, was meine Freunde im Proberaum spielen. Am liebsten während sie es gerade spielen. Ich halte das gerne sehr direkt und spontan. Vielleicht bin ich aber auch einfach nicht in der Lage, perspektivisch zu arbeiten.

Kommen wir zu eurer neuen CD. „Projekt 82“ als Titel setzt automatisch schon ein Fragezeichen. Was hat es mit dem Titel der CD auf sich?
Jörkk: „Summer of 69“ war leider schon weg, aber irgendein Wort und dann eine Zahl, das hat mir schon immer gut gefallen. Außerdem haben wir uns vorgenommen, mit diesem Album in die Charts zu kommen und Platz 82 stellt eine grobe Schätzung dar, wo man mit 80 bis 90 verkauften Alben heutzutage landen kann.

Worin unterscheidet sich die Produktion aber auch der Inhalt von dem Vorgängeralbum „Echtholzstandby“?
Jörkk: Die Produktion unterscheidet sich in sofern, dass wir Corona bedingt nur zum Teil gemeinsam am gleichen Ort aufgenommen haben. Lasse mit unserem Freund und Produzenten Kilian in Köln, dann wir drei zusammen in Köln und der Gesang wurde dann überwiegend bei und mit Kristian Kühl in Hamburg aufgenommen, wobei das Gros der Texte dann auch erst entstanden ist. Inhaltlich unterscheiden sich die Platte hauptsächlich dadurch, dass komplett unterschiedliche Lieder darauf zu hören sind.

Die CD enthält zwölf Songs. Könnt ihr etwas zum Entstehungsprozess sagen?
Lasse: Also die beiden Coversongs „Summer“ (Buffalo Tom) und „Freundin“ (Aeronauten) sind Bestandteil unserer Live-Shows und wir hatten einfach Lust die mit auf das Album zu packen. „Bremse“ hatten wir schon auf der EP „Alles Muss Brennen“ veröffentlicht. Ich fand aber, dass der auch auf das Album gehört, weil ich ihn für extrem wichtig und relevant halte. Deshalb haben wir ihn noch mal neu aufgenommen. Beim Rest ist das alles recht simple. Ich hab die Songs zu Hause im stillen Kämmerlein geschrieben, dann mit unserem Produzenten Kilian aufgenommen und nach Hamburg zu Jörkk geschickt, der dann an einem Abend alle Texte geschrieben und die dann auch direkt eingesungen hat.

Wir haben hier lustige, aber auch sehr politische Stücke. Beschreibt den Hintergrund zu „Alukappenspacken“.
Lasse: Das ist so ein Hass-Ding. Da draußen rennen halt unfassbar viele Arschgeigen rum, die gefühlt die Meinungshoheit im Internet übernommen haben. Da sollten wir alle dann doch auch Position beziehen und entgegenwirken.
Jörkk: Das war erst ein Wunsch und eine Herzensangelegenheit von Lasse, so einen elektrisch verstärkten Mittelfinger gegen all den Irrsinn da draußen als Statement zu veröffentlichen. Aber Überzeugungsarbeit musste da bei mir keine geleistet werden, denn schon beim ersten Hören des instrumental Tracks war ich sofort verliebt.

„Du kaputt, ich kaputt“ ist ein herrlicher Song. Einer meiner Favoriten auf dem Album. Erklärt aus welchem Anlass dieses Stück entstanden ist.
Jörkk: Der Anlass war in erster Linie, dass Lasse Songs für ein neues Album schreiben musste und die logische Konsequenz war, dass ich mir dafür einen Text ausdenken musste. Der Text ist, wie so oft, eine persönliche Episode aus meinem Leben und darin kommen eben nahezu immer, wie bei jedem anderen Menschen auch, die unterschiedlichsten Zwischenmenschlichen Fragestellungen, Situationen und Problematiken vor. Das blutet dann einfach immer geradewegs durch den Bleistift auf die Platte.

„Gesichtsmuskelzerrung“ spricht von dem „Angestrengt davon wer ich bin“-Gefühl? Ein Lied für die junge Generation?
Jörkk: Ein Lied für alle, die sich selbst kritisch hinterfragen und versuchen, aus Fehlern zu lernen und noch wichtiger: Sie zu bemerken, sich selbst im Anschluss aber auch zu verzeihen. Komplett altersunabhängig, wohlgemerkt.

Auch die „Ernährungsberatung“ trifft ins Schwarze. Wer sollte sich diesen Song besonders gut anhören?
Jörkk: Alle zeitgeistgesteuerten Selbstoptimierer mit ungebremstem missionarischen Anspruch.

Wenn wir etwas in der Zeit zurückgehen. Nur 375 Sprachnachrichten hat es gedauert, bis das Album im Kasten war. Wenn ihr jetzt auf das Album zurückblickt, den Entstehungsprozess betrachtet. Was macht euch stolz? Wo kritisiert ihr euch selbst?
Lasse: Interessant, dass diese Frage immer wieder in Interviews zum Album auftaucht. Ich kenne dieses „stolz sein“ auf sich selbst gar nicht. Dafür halte ich mich einfach für zu schlecht und irrelevant. Aber ich freu mich zum Beispiel immer über die Chöre von Jörkk und Kilian bei „Summer“ oder das total schöne Gitarren-Picking von „Denken und Danken“. Und alles, was ich kritisieren würde, haben wir zu zweit bzw. zu dritt besprochen und ausgebessert. Wir haben da sehr flache Hierachie-Ebenen… haha.
Jörkk: Wenn ich was zu kritisieren hätte, wäre es nicht auf der Platte. Das mache ich nicht erst, wenn das Kind im Brunnen gefallen, bzw. das Album gepresst ist. Ich finde Lasses Songwriting tatsächlich abwechslungsreicher und den gesamten Sound, die Stimmung irgendwie gewachsener, als noch auf „Echtholzstandby“. Das war´s dann aber auch schon. Ich mag uns ja generell. Wir sind wir – und ich denke, das finden wir beide auch gut. So funktionieren wir eben.

Den Texten hört man zum Teil die Corona Zeit an. Wie empfindet ihr die derzeitige Krise? Privat, beruflich und musikalisch?
Lasse: Ich halte mich mal eben kurz, weil es sonst den Rahmen sprengen würde. Ich empfinde das alles als sehr anstrengend. In Bezug auf alle Lebenslagen.
Jörkk: Belastend, lähmend, anstrengend, nervig. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Menschheit hat schon schlimmeres überstanden, aber subjektiv betrachtet ist das schon ein persönliches Highlight in Sachen Krise/Herausforderung.

Was denkt ihr, wann werden wir die Songs des Albums live hören können? Habt ihr was geplant?
Lasse: Wir sind weiterhin sehr vorsichtig in unserer Planung. Ich denke, dass wir im Hochsommer vielleicht ein paar Konzerte draußen spielen werden. Ab Herbst/Winter muss man dann auch die Gesamtlage neu bewerten. Wir haben ja glücklicher Weise keine große Produktion im Hintergrund und können im Vergleich zu größeren Bands sehr schnell agieren.

Kommen wir zum Ende des Interviews. Wenn ihr jeweils drei Wünsche frei hättet, was würdet ihr euch wünschen für:
Punkrock 2021
Lasse: Boah… Du stellst Fragen!
Jörkk: Weniger Folklore, mehr kreativer Mittelfinger!

Schreng Schreng & La La
Lasse: Dass wir den Quatsch noch ganz lange machen dürfen. Ich brauch das nämlich.
Jörkk: Wieder und mehr live spielen!

Musikbranche
Lasse: Ich wünsche der Musikbranche vor allem eine Zukunft. Und all den Menschen, die wirklich davon leben müssen weiter viel Kraft, um die kommenden Monate durchzuhalten.
Jörkk: Ich enthalte mich an dieser Stelle.

Jugend 2021
Lasse: Eine Politik, die sie Ernst nimmt.
Jörkk: Viel Spaß und Mut.

Tough Magazine
Jörkk: Alles, was das Tough Magazin sich wünscht, möge in Erfüllung gehen!
Lasse: Ja, das klingt gut. Das nehme ich auch.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch.
Lasse: Danke Dir mein Lieber. Passt einfach alle auf Euch auf und seid nett zueinander.
Jörkk: Bier!

Wir bedanken uns bei Schreng Schreng & La La für das ausführliche Interview im März 2021. Das neue Album „Projekt 82“ möchten wir euch ebenso ans Herz legen wie die Facebook Seite der Jungs. Wer mehr von Schreng Schreng & La La aber auch dem „Projekt 82“ wissen möchte, der schaut nach unter: www.facebook.com/LaSchreng. Da gibt es deutlich mehr als Glückbärchis zu Entdecken.

Interview von Thorsten

Foto: www.facebook.com/LucjaRomanowska

Dieser Artikel wurde am: 6. April 2021 veröffentlicht.

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