20 Jahre „Im nächsten Leben“: 4 Promille im Interview

Das Album „Im nächsten Leben“ der Punkrock-Band 4 Promille feiert Jubiläum – 20 Jahre! Wir haben uns mit Frontmann Pommes über genau das (und noch viel mehr) unterhalten.

Moin, wo erwischen dich gerade?
Pommes: Ich sitze gerade zuhause, wo ich die letzten 3 Wochen mit renovieren verbracht habe. 3 von 4 Zimmern sind jetzt fertig und die Beantwortung  des Interviews verschafft mir eine kleine Pause.

Am 12.10. habt ihr euer Heimspiel in Düsseldorf zelebriert und das 20te Jubiläum eures Albums „Im nächsten Leben“ gefeiert. Zunächst einmal: Wie war es? Lief alles glatt?
Pommes: Das Konzert war, wie jedes Jahr, supergeil. Die Leute hatten Spaß, wir hatten Spaß und es ist jedesmal wieder was ganz besonderes in Düsseldorf zu spielen. So viele bekannte Gesichter, so viele Menschen die man schon ewig nicht mehr gesehen hat. Leider hat man an so einem Tag viel zu wenig Zeit um mit jedem zu reden.

Mit dabei waren Charge 69 und die Ochmoneks. Wie kam da der Kontakt zustande und warum habt ihr euch für die Supportbands entschieden?
Pommes:
Die Ochmoneks sind ja auch eine lokale Band und mit unserem Mercher Moppa befreundet. Sie hatten sich in der Vergangenheit schonmal angeboten den Support für uns zu machen und da hat  Düsseldorf jetzt natürlich gut gepasst. Mit Charge 69 waren wir damals auf einer unserer ersten Touren schon unterwegs. Wir kennen die Band also schon ewig. Super nette Typen. Das passte ja auch irgendwie zu dem nostalgischen Motto der Show.

20 Jahre „Im nächsten Leben“ – was hat das für einen Stellenwert für euch?
Pommes:
Zunächst einmal wird einem dadurch ziemlich deutlich , wieviel Zeit vergangen ist. Was schon alles hinter uns liegt- Das wir seeehr, seeehr alt geworden sind und uns langsam ranhalten sollten wenn wir noch stinkreich und berühmt werden wollen.

Songs wie der Titeltrack oder „Ich werd mich ändern“, „Oiropa“, „Fight for your class“ oder auch „Popeye der Seemann“ sind ja absolute Gassenhauer, die man sich unter keinen Umständen wegdenken kann. Für euch ein Segen oder eher ein Fluch? Wie denkt ihr darüber?
Pommes: Weder noch. Es sind einfach gute Lieder die die Leute berühren. Sie zum Mitsingen und Spass haben, vielleicht auch zum Nachdenken bringen. Natürlich lässt man das ein oder andere Lied im Proberaum auch gerne mal weg, weil man es seit 20 Jahren auf jedem Konzert spielt. Aber wenn wir auf der Bühne stehen und die Leute schon beim ersten Akkord von „Ich werd mich ändern“ ausrasten, kriege ich immer noch eine Gänsehaut. Dafür machen wir das alles. Ich würde mich also eher für „Segen“ entscheiden.

Ich habe die LP gerade vor mir liegen und blätter durch das schicke A5-Heftchen, welches die grandiosen Zeichnungen beinhaltet, nebenbei läuft natürlich die Platte. Habt ihr die LP noch oft in den Händen?
Pommes: Für die Vorbereitung der Düsseldorf-Show haben wir die Platte natürlich des öfteren mal in die Hand genommen. Zum einen haben wir ja ein Shirt mit dem Cover-Motiv extra für die Show anfertigen lassen, zum anderen mussten wir das ein oder andere Mal auch in die Texte gucken. Da war schon einiges in Vergessenheit geraten. Privat höre ich die eigenen Sachen so gut wie gar nicht. Manchmal vielleicht zum Üben vor Konzerten aber die eigenen Sachen hören finde ich komisch. Ich trage ja auch kein Band-Merch. :-)

Zu den Songs – vielen Songs sind zeitlos, aber Titel wie „So schmerzt der Winter“ sind leider auch nach 20 Jahren noch aktuell. Was bedeuten euch heute Wörter wie „Notasyl“ oder „Obdachlosigkeit“?
Pommes: Es wäre schön wenn diese Wörter im Sprachgebrauch gar nicht mehr nötig wären. Wenn alle Menschen ein Dach über dem Kopf hätten und nicht hungern oder frieren müssten. Und es ist beschämend das am Rande unserer Wohlstandsgesellschaft immer noch Menschen an Hunger und Kälte sterben müssen. Solange sich unsere Politik aber lieber mit Dingen wie Pflichtbons beim Brötchenkauf beschäftigt, werden die Worte „Notasyl“ und „Obdachlosigkeit“ leider weiterhin Verwendung finden. Zum Glück gibt es Menschen die sich aufopfern und engagieren um Obdachlosen und Notleidenden zu helfen. Da fällt mir zum Beispiel der Gutenacht-Bus und die Fifty-Fifty-Zeitung  in Düsseldorf ein. (Diese Zeitung hat uns übrigens damals zu dem Song „So schmerzt der Winter“ inspiriert). Das muss unterstützt werden.

Wann habt ihr zuletzt Popeye im Fernsehen gesehen/gelesen? Lieblingsfolge? Auch er hat Geburtstag und wird dieses Jahr 90 Jahre alt. Es gab viele Remakes oder neue Serien – taugt das was in euren Augen?
Pommes: Kann ich nicht sagen, ist schon zu lange her. Der Spielfilm war Blödsinn aber die Serie fand ich super. Ein cooler Typ mit gutem Herz , der nicht viel labert sondern auch mal ordentlich zulangt. Das alles in Verbindung mit gesunden Nahrungsmitteln. Sollte eigentlich ein Pflichtprogamm für Kinder sein ;-)

Wie geht es „Jenny“ heute? Sie müsste so ungefähr 37 sein, oder?
Pommes: Jenny habe ich  nie persönlich kennengelernt. Sie wird wohl ihren Weg gemacht haben. Vielleicht lädt sie uns ja zum 40. ein.

Auch „Laßt mich doch in Ruhe“ ist immer noch aktuell, vielleicht sogar noch schlimmer geworden – eigentlich könnte dieser Titel als Hymne für die gelten, denen man mal den Kopf waschen sollte. Was meint ihr? Auch da hat sich aus eurer Sicht nichts geändert, aber eine Frage bleibt – hört ihr heute noch Oi!-Punk? Welche Bands laufen bei euch?
Pommes: Ob man das Lied als Hymne bezeichnen kann weiß ich nicht. Da steckt einfach eine Menge Wut drin. Für mich ist dieses Lied ein Aufschrei gegen die  Willkür der Politik und die Selbstverständlichkeit mit der wir von Politikern verarscht werden. Egal welcher Partei sie angehören. Politik wird ja nicht mehr  zum Wohle des Volkes gemacht sondern ausschließlich zum Wohle der Parteien und ihrer Mitglieder. Das braucht kein Mensch. Bei uns zuhause läuft den ganzen Tag Musik,. Da ist von allem was dabei. Alt und neu, laut und leise. Total gemischt.

Vor 20 Jahren habt ihr im erwähnten A5-Heft Bands wie die Broilers, Pöbel&Gesocks oder Loikaemie gegrüßt – wie ist da der Kontakt heute?
Pommes: Zu Loikämie und Pöbel&Gesocks besteht kein Kontakt. Hat aber keinen bestimmten Grund. Die Broilers sehen wir ab und zu, weil wir im gleichen Gebäude proben oder auf Konzerten. Es bestehen da aber auch durchaus freundschaftliche Kontakte.

20 Jahre „Im nächsten Leben“ bedeutet aber auch 22 Jahre Vier Promille, oder rechnet ihr eure Pause mit ein? Dann wären es 17 Jahre, richtig? Also gibt es auf jeden Fall in drei Jahren ein großes Jubiläum – welches feiert ihr dann? 20 oder 25 Jahre Vier Promille?
Pommes: Das müssen wir noch ausdiskutieren. Irgendeinen Grund zum Feiern werden wir uns schon ausdenken. Vielleicht feiern wir ja auch zweimal das gleiche Jubiläum. Da kann sich 5 Jahre später sowieso keiner mehr dran erinnern.

Euer aktuelles Album „Vinyl“ ist von 2014, somit auch bereits 5 Jahre auf dem Markt. Arbeitet ihr an neuen Songs? Was darf man in naher Zukunft von euch erwarten?
Pommes: Wir arbeiten definitiv an neuen Songs, mit dem Ziel ein neues Album rauszubringen. Wann das sein wird können wir aber leider noch nicht sagen.

Was bedeuten euch die folgenden Wörter?
Familie
Pommes: Das wichtigste im Leben und ständiger Rückhalt.

Freunde
Pommes: Wertvoll.

Freiheit
Pommes: Bedeutet für jeden etwas anderes.

Vinyl
Pommes: Geiles Album, guter Song – leider unterbewertet, die wichtigste Errungenschaft der Menschheit.

Punkrock
Pommes: Ausrede für fast alles, ohne Punkrock hätten wir wahrscheinlich langweiligere Hobbys.

Tough Magazine
Pommes: Steht für knallharte Recherche und bissige Fragen .

Vielen Dank, die letzten Worte gehören natürlich euch!
Pommes: Wir wünschen allen Lesern und Fans eine schöne Weihnachtszeit. Bleibt gesund und kommt zu unseren Konzerten. Sollte das Interview erst nach Weihnachten erscheinen, bleibt nur gesund und kommt zu unseren Konzerten.

Beste Grüsse
Pommes

Interview von Florian im November 2019

Dieser Artikel wurde am: 18. Dezember 2019 veröffentlicht.

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