Mit „Vamos!“ erscheint am 31.08.2018 das neue Album der Punkrock-Band Betontod. Wir haben uns mit Frank, dem Gitarristen der Band, über die neuen Songs, die anstehende Tour und weitere spannende Themen unterhalten.
Lieber Eule. Zuerst einmal vielen Dank für die Zeit. Euer neues Album stecht in den Startlöchern. Wie fühlst du dich? Nervös?
Frank: Nee, nervös eigentlich nicht mehr. Spannend ist es immer; auch zu wissen, ob eine Chart-Platzierung dabei heraus kommt, oder nicht. Oder auch die Reviews, die spannend sind – ändern aber auch nichts.
„La Familia“ (erste Single) zieht etwas Bilanz. Schwarzes Blut, „weil man sich schon ewig kennt“. Wird auch Vamos Bilanz ziehen und ein eher persönliches Album werden?
Frank: Es sind schon einige Songs drauf, die eher persönlich sind. Aber auch nicht mehr als auf den sonstigen Alben. Vielleicht kommt es auch mit dem Alter, dass man öfter zurückblickt.
Was ist neu an Vamos. Was ist „wie immer“?
Frank: Ich denke, wir haben unseren Stil gefunden, der zwischen Metal und Punk liegt. Und „Vamos!“ ist wieder etwas punkiger. Sonst kann ich es schlecht beschreiben…ich schreibe die Texte und das sind immer Dinge, die einen gerade beschäftigen. Das sollen dann die Fans später beurteilen.
Betontod – La Familia
Die letzte scheibe „Revolution“ hat von vorne bis hinten durchgerockt. Empfindet ihr bei sowas Druck beim Schreiben eures neuen Albums?
Frank: Druck eher weniger, aber wir haben einen hohen Qualitätsanspruch. Wir arbeiten ganz intensiv an den Texten. Und mittlerweile ist es auch so, dass es dann auch über Wochen oder Monate dauern kann, bis eine Endabnahme stattfindet.
Viele eurer Alben haben zumindest einen großen Trinkhit. Jetzt „Nie mehr Alkohol“ Wie schwer wird dieser Song rocken auf den Konzerten. Kannst du uns schon eine kleine Kneipenweisheit zu diesem Song verraten?
Frank: (lacht) Eine Kneipenweisheit? Immer einen weniger trinken, als man schafft. Auch da weiß man nie, was kommt. Wir hatten ja immer mindestens einen Trinksong auf den Alben drauf. Gut, das non-plus-ultra bis jetzt war „Glück auf!“, das kann man schon so sagen. Da gucken wir mal, wie der Song ankommen wird.
Auf eurer Facebook Seite liest man „die größte kleinste Punkrockband“ Wie schwer ist es, im Großen noch klein zu bleiben?
Frank: Das ist schwer zu sagen. Wir machen unser Ding seit 28 Jahren und man wächst auch immer. Auch die Bühnen werden größer. Aber die Sache ansich, vor allem hinter der Bühne, verändert sich nicht. Unsere Crew ist seit dem Beginn fast unverändert und das sind alles unsere Leute. Und von daher machen wir uns eigentlich keinen Kopf darüber, dass man abheben könnte. Unser Umfeld würde uns da auch sofort wieder auf den Boden zurückholen.
Ok, das ist dann auch dass, was das Ganze ausmacht, oder?
Frank: Ja genau. Weil es keine zusammengewürfelte Crew ist, wo die Leute ihren Job machen (den machen sie natürlich schon), aber weil sie da auch einfach Spaß dran haben.
Graciano Rocchigiani ist im neuen Video zu sehen. Ein Boxer der sich vor allem durch seinen Willen auszeichnete. Wieviel Rocky steckt in Betontod?
Frank: Klar, der hat natürlich auch seine Phasen gehabt, wo man sagen muss, dass ist jetzt nicht unbedingt Betontod – aber im Grunde, wenn man seine Lebensgeschichte sieht und ihn als Typen, dann steckt da schon sehr viel drin. Wir haben ihn ja kennenlernen dürfen, ich habe als Kind auch seine Boxkämpfe gesehen und es war schon irgendwo eine Ikone. Und man merkt, dass es auch ein Typ ist, der einfach auf dem Boden geblieben ist. Aber im ersten Augenblick steht man dann schon da und denkt sich: „Okay!?“ Dann steht er dem Meister (Sänger von Betontod; Anm. d. Red.) gegenüber und man denkt sich: „Ach du Scheisse, wenn der jetzt zuschlägt“…
Betontod – Boxer
Ja, das ist sicherlich sehr interessant. Auch damals mit Ralf Richter, oder?
Frank: Ja klar, auch total spannend. Ist auch ein Typ, aber eben auch ganz anders. Der Ralf Richter war erstmal viel verschlossener, auch so als Schauspiel-Typ – da brauchte man schon so eine Stunde, um auf Temperatur zu kommen. Danach war alles super! Das war bei Rocchigiani einfach direkt. Ein super Typ, total offen – sehr angenehm. Aber ich möchte auch nicht im Club mit ihm aneinandergeraten wollen.
Der Vamos Scheibe liegt eine Bonus Cover-CD mit alten Schlagern bei. Wie kam die Auswahl dieser Songs zustande und was bewegt euch dazu, diese Songs wieder auf Tonträger zu pressen?
Frank: Ja der Grund ist, dass man diese Songs auch mal in ein entsprechendes Sound-Gewand zu packen. Jeder kennt wahrscheinlich alle Songs und die haben auch ihre Berechtigung – auch eben weil sie schon so lange da sind. Ob man sie nun mag oder nicht. Und für uns war es eine Herausforderung, diese Titel mal mit härteren Gitarren und Meisters Stimme zu beglücken.
Betontod werden auch oft dem Deutschrock Sektor zugeordnet. Vergleiche die nicht passen. Wie geht ihr damit um? Interessiert es euch überhaupt noch?
Frank: Was ist denn überhaupt Deutschrock? Klar, es gibt da Bands, mit denen ich nicht gerne genannt werden möchte. Das hat dann aber weniger mit der Musik zu tun, sondern eher mit der politischen Ausrichtung. Ich weiß nicht, ob Deutschrock eine Szene an sich ist. Also wir sind die Punkrock-Band, die wir schon vor 28 Jahren waren. Wobei man auch sagen muss, dass sich die Punkrock-Szene in den letzten Jahren irgendwie selbst aufgelöst hat. Sie scheint sich jetzt aber wieder zu erholen. Es gibt auch nur noch wenige Festivals für den Bereich. Ruhrpott Rodeo ist noch da, Back To The Future gibt es noch und dann wird es schon knapp…das ist schade. Diese Subkultur ist schon sehr wichtig.
Vielleicht kommt sie ja zurück…
Frank: Ja, hoffe ich. Das ist auch das, was wir bei „Vamos!“ besingen – alles wird irgendwie immer gleicher. Vielleicht merken die Leute auch mal, dass sie wieder auffallen wollen.
Wenn ihr zurückblickt und eure Alben revue passieren lasst – welche Scheibe würdest du heute anders machen und welches Album ist für euch das wichtigste gewesen?
Frank: Das ist ja so, als wenn du fragen würdest; welches von deinen zehn Kindern ist dir am liebsten und welches hättest du gerne abgetrieben? (lacht) Das ist schwer, denn selbst die Alben, bei denen ich heute denken würde, dass ich was anders hätte machen können, sind ja wichtig. Wir fragen uns ja auch oft, was Betontod ausmacht und warum macht man das Ganze? Ist das Album, was jetzt kommt, das Wichtigste oder ist es ein Stück auf dem Weg? Wenn man es so betrachtet, war eigentlich jedes Album wichtig und das merkt man gut daran, welche Songs man auch live spielt. Ganz wichtig war von daher sicherlich „Schwarzes Blut“, davon spielen wir heute noch viele Songs live. Aber auch die „Antirockstars“ ist wichtig, auch davon spielen wir noch einige Songs. Auch von den neueren Alben, weil die ja auch in die Sound-Richtung gehen, wo wir uns zuhause fühlen. Mal mit etwas härterem Metal dazwischen…
Es fällt mir immer mehr auf, wir hatten uns ja damals auch auf dem Wacken 2011 gesehen, dass viele Fans nur die neueren Songs kennen und mitsingen können.
Frank: Ja, das stimmt. Das ist auch heute noch so. Dann spielen wir Songs von „Schwarzes Blut“ und je mehr neue Alben kommen, umso mehr merkt man „Okay?!“ – die Leute kennen die alten Songs noch überhaupt nicht. Dann ist man überrascht und denkt sich „Okay, gut, hmm, okay“ – das ist spannend. Deswegen macht man ja eigentlich nichts anderes.
Eure Tour ist bereist gebucht. Im Herbst geht es auf die Bühnen zurück. Was erwartet ihr. Wie werden die neuen Songs beim Publikum ankommen?
Frank: Man erwartet immer, dass die Songs immer gut ankommen. Und auf Tour hatten wir eigentlich noch nie Probleme, da haben die Songs eigentlich immer funktioniert. Die Planung ist immer sehr spannend, da man immer was Neues machen möchten. Und wir freuen uns auf die Menschen, die kommen werden!
Betontod – Trinkhallenhits Vol.1
Beim Schreiben der Setliste der Tour. Welche Songs werden sicherlich drauf stehen und wie viele Überraschungen werdet ihr drauf schreiben?
Frank: Wir wissen das selber noch nicht genau – mal sehen, wie oft auch die Trinkhallen-Hits gespielt werden. Wir versuchen, eine Breite reinzubekommen um auch alle Alben abzudecken. Das merken wir auch bei Festivals, da haben wir nicht so die Zeit. Das ist auf Tour besser, da kann man in 2.5 Stunden sehr viele Songs spielen.
Bei einer Betontod Scheibe weiß man immer was auf einen zukommt. Könntet ihr euch Ausflüge in andere Gefilde vorstellen (Unplugged…)?
Frank: Joa, möchte ich auch nicht ausschließen. Es muss eben Sinn machen und wir müssen Bock drauf haben. Hatten wir bisher noch nicht. Und es macht dann Sinn, wenn wir auch Songs haben, zu dem dieses Gewand passt. Ich will es nicht verneinen, aber es muss dann auch alles passen. Und nur reine Akustik-Scheiben sind vielleicht auch schon langweilig…
Also ich denke nicht, dass eine Akustik-Scheibe langweilig wäre, die kommen ja sehr gut an!
Frank: Ja klar, ganz aktuell die Scheibe von der Sondaschule – die ist schon sehr interessant. Weil da auch mal andere Töne und Klänge sind und die Songs trotzdem funktionieren. Finde ich schon ganz gut, ja.
Vom Tough Magazine haben wir (passend zu eurem Song Freunde für immer) den Fans die Möglichkeit gegeben, ein Freundebuch auszufüllen. Wie wichtig ist euch die Kommunikation mit euren Fans und wie hat es sich verändert zu früher?
Frank: Ja, immer noch genau so wichtig wie früher. Ist aber auf Konzerten nicht mehr so möglich wie früher. Wir sind heute nicht mehr so häufig vor den Konzerten zwischen den Fans. Wir sind nicht die Menschen, an die man nicht rankommt…wenn man das will, klappt das auch.
Betontod – Freundbuch – HIER GEHT ES LANG!
Was erwartet ihr persönlich vom Freundebuch?
Frank: Ich bin sehr gespannt, was über einen geschrieben wird…! Wir erhalten auch ab und zu Briefe mit Geschichten von den Fans und da merkt man natürlich auch, dass die Songs etwas bewegen.
Ja, auch gerade als Texter merkt man, was man geschrieben hat…
Frank: Ja klar. Grundsätzlich oder eigentlich bei vielen Songs ist es ja so, dass man selbst ein Bild hat. Und das bekommt man dann entweder bestätigt oder man bekommt auf einmal eine ganz andere Sicht auf den Song. Das ist interessant!
Lieber Eule, bitte entscheide dich…
Schwarzes Blut oder GlaubeLiebeHoffnung
Frank: Schwarzes Blut, wobei GlaubeLiebeHoffnung auch wichtig ist!
(Trink)Hallen oder Festival
Frank: (lacht) Halle natürlich, da kommen die Fans natürlich nur wegen einem selbst. Aber auch bei Festivals spricht man viele Menschen an.
Rocky oder Henry
Frank: Rocky
Dichter oder Denker
Frank: Dichter. Aber da natürlich auch die Doppeldeutigkeit: Öfter mal dichter!
Was bedeuten die die folgenden Begriffe:
Punkrock 2018
Frank: Ich hoffe, dass er sich erholt und entwickelt. Meine Hoffnung ruht auch auf junge Bands, wie zB die Rogers. Umso mehr kommt die Szene nach vorne!
Freunde
Frank: Ja ganz wichtig. Ohne Freund geht es eben nicht. Die Menschen, die einen in schweren Zeiten auffangen.
Lemmy
Frank: (lacht) Original halt. Das was er erreicht hat, ist unglaublich. Das muss man erstmal schaffen. Und auch diese Musik ist speziell und wird nicht im Radio gespielt…das ist einen Knicks wert.
Vamos
Frank: Für uns heiss es Aufbruch – Bewegung. Es wird Zeit, dass die Mitte-Links-Gesellschaft zeigt, wer sie ist. Die breite Masse muss den Arsch hochbekommen….
Tough Magazine
Frank: (lacht) Cooles Magazin, ich verfolg euch regelmäßig. Ein Online-Mag, was eine entsprechende Breite hat. Vom Wirtz, der ja auch kein Punkrock ist über Betontod bis hin zu Metal-Rock und diversen anderen…
Vielen Dank!
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