Vor dem Konzert in Frankfurt am 06.04.2018 konnten wir uns mit Moik und Citnoh der Emil Bulls unterhalten und zwar recht ausführlich!
Zunächst vielen Dank, dass ihr euch bei dem geilen Wetter Zeit für uns nehmt und uns für dieses Interview hier empfangt.
Moik: Gerne, willkommen.
Wie lief die Tour bisher für euch? Seid ihr zufrieden?
Moik: Du, so viel ist ja bisher nicht passiert. Eine Tourshow und ein Festival am Dienstag.
Das Full Metal Mountain. Hat bestimmt Spaß gemacht oder?
Moik: Auf jeden Fall. Vor allem war es mal etwas ganz anderes, da das Durchschnittsalter etwa 10 Jahre über dem Schnitt einer Tourshow lag. Es war definitiv gut um wieder in Fahrt zu kommen, so konnten wir gestern in Erlangen direkt aus den Vollen schöpfen.
Habt ihr bei solchen Events auch die Gelegenheit mal andere Bands in Aktion zu sehen?
Moik: Das machen wir sehr gerne! Wir timen sogar unsere Abfahrten so, dass jeder noch die Bands sehen kann, die er möchte. Gerade bei Festivals im Sommer sind wir nach unseren Auftritten auch gerne noch draußen auf dem Gelände unterwegs.
Wie sehen jetzt die Erwartungen zur kommenden Tour aus?
Moik: Naja, wir hoffen einfach dass sich viele dazu entscheiden vorbei zu kommen und sich davon zu überzeugen, dass wie immer noch eine der besten Livebands sind. (lacht)
(lacht) Na den Ruf genießt ihr vielerorts tatsächlich und ganz Deutschland ist ja deshalb für euch quasi ein Heimspiel. Rückblickend betrachtet, als ihr 1995, also vor sage und schreibe 23 Jahren angefangen habt Musik zu machen, was waren da die Ambitionen der Band und woran erinnert ihr euch noch?
Moik: Naja, Jamie und ich haben uns kennengelernt und schnell festgestellt, dass wir beide Rockmusik mögen. Und wie das bei vielen so ist wollten wir uns da auch mal versuchen. Das hat dann mehr oder weniger durch Zufälle zu einer echte Band entwickelt. Anfangs will man einfach nur vor Leuten spielen und wirft natürlich ein Auge auf die Mädchen. Das stellt man sich als Musiker natürlich schon leichter vor. (lacht)
Emil Bulls – Kill Your Demons
(lacht) Genau wie man sich das so vorstellt!
Moik: Ja und so ging es dann einfach immer weiter. Wir haben immer das getan, was wir gefühlt haben. Die Musik der Bulls ist dahingehend nie konstruiert worden, sondern kam immer aus dem Bauch heraus. Dass es dann mal so lange und weit mit uns gehen würde, hätte ich nicht gedacht.
Ab welchem Zeitpunkt sagt man dann: Hey, das kann ich jetzt „Vollzeit“ machen?
Moik: Das tut von uns eigentlich kaum einer. Jeder hat nebenbei noch irgendwas am Laufen, ob das jetzt andere musikalische Tätigkeiten sind oder, wie bei mir, der Bürojob.
Was genau machst du da nebenbei?
Moik: Ich arbeite in einer Hausverwaltung und Immobilienfirma. Aber alles nur so, wie ich grade Bock habe. Man darf es sich eben nicht so vorstellen als seien wir 24/7 nur am Mukke machen. So viel Output kann man gar nicht leisten. Wenn man das schon so lange macht weiß man irgendwann, wenn eine kreative Phase da ist und man etwas bringen kann. Und wenn das nicht der Fall ist, dann hat man natürlich auch noch ein Leben.
Citnoh: Das Ganze besteht halt nicht ausschließlich aus Bier trinken. (lacht)
(lacht) Wobei das ja auch was für sich hätte. In 23 Jahren Bandgeschichte sind bestimmt einige sehr schöne und eher bittere Momente bei euch hängen geblieben. Was ist in der Erinnerung besonders markant?
Moik: Sicher. Als man zum Beispiel mit Anfang 20 den ersten großen Plattenvertrag unterschrieben hat ist das schon sehr prägend weil man sich eben denkt: Geil, um Kohle muss ich mir nie mehr Gedanken machen. (lacht) Und ein halbes Jahr später merkt man dann: Ojeoje, das ist dann wohl doch nicht ganz so. (lacht)
Tough Tipp: CD-Review „Emil Bulls – Kill Your Demons“
(lacht) Sah auf dem Papier irgendwie besser aus?
Moik: (lacht) Ja, das sah auf dem Papier dann tatsächlich besser aus! Und außerdem gab es dann auch mal Phasen in denen man sich schon hinterfragt hat ob das alles noch Sinn macht mit der Musik und ob da überhaupt noch Menschen sind die das hören wollen, was man da fabriziert. Das haben wir aber für uns dann immer mit „ja“ beantwortet und seither läuft es gut weiter.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Fans sehr dankbar für diese Entscheidung sind und das wird sich sicher auch heute Abend zeigen! Wie kann man sich denn als Außenstehender wichtige Entscheidungsprozesse bei den Emil Bulls vorstellen, wenn es zum Beispiel um das Songwriting oder das Erstellen einer Setlist geht? Herrscht da eher Demokratie oder habt ihr eine strikte Diktatur?
Moik: Sowas ist bei uns immer sehr schwierig, weil wir uns so schwer entscheiden können. Wir reden immer unheimlich viel aber eine Entscheidung fällt dann meist kurz vor knapp. Das ist bei allem so. Wir lassen uns so lange wie möglich alles offen um dann unter größtem Druck eine Entscheidung zu irgendwas zu treffen. Nicht immer einfach und garantiert nicht schlau aber so sind wir eben. (lacht)
Citnoh: Da sind wir ganz klar eine Demokratie und deswegen dauert eben auch alles im konstruktiven Prozess ziemlich lange.
Schön! Heute sind die Emil Bulls ja im Bereich Metal eine Größe mit der man international rechnen muss. Wie würdet ihr aber jemandem, der euch noch nie gehört hat euren Sound beschreiben?
Moik: Boah.. Naja, wir sind eine moderne, jung gebliebene Pop-Rock Band.
Und welches Lied charakterisiert euch am besten?
Moik: Das hängt ein bisschen vom Merchandise ab, das die Person trägt. (lacht) Das kann man nicht an einem Song festmachen. Wer ein Album von uns hört weiß eben gleich, dass wir nicht nur Metal sind, sondern auch diese Pop- Elemente und Abtempo- Nummern haben und so weiter und deshalb muss man es auch als Gesamtwerk betrachten. Wenn man jemanden von den Bulls überzeugen will, muss man ihn sowieso nur auf ein Konzert mitnehmen und die Sache ist geritzt.
Emil Bulls – The Ninth Wave
Auch hier könnt ihr euch wohl nicht wirklich festlegen! (lacht) Welche Bands haben euch denn auf eurem Weg besonders geprägt? Oder gab es sowas nicht wirklich?
Moik: Am Anfang hatte man natürlich Vorbilder. Ganz klar: Rage Against The Machine, Korn, Incubus, die damals, Mitte der 90er total geprägt haben. Das ändert sich natürlich mit der Zeit wenn man sein eigenes Rezept gefunden hat und bei der eigenen Band angekommen ist aber Einflüsse hat man ständig. Als wir dann letztes Jahr zum Beispiel am Summer Breeze gespielt hatten und man dann seine ehemaligen Vorbilder als Headliner auf der Bühne sehen konnte war man direkt wieder ein Fanboy. Das war schon eine Art Flashback.
Geht’s für euch also auch ganz klassisch nochmal auf ein Konzert? Als Besucher?
Citnoh: Wir haben in München ja quasi unseren Haus- und Hofclub, das Backstage, und da kommen ja auch viele Bands vorbei und da trifft man uns auch ganz selbstverständlich mal vor der Bühne.
Sehr cool. Wo liegen denn eurer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen einer älteren Scheibe wie Monogamy und der jetzigen, Kill Your Demons? Hat sich der Sound da in eine bestimmte Richtung entwickelt?
Moik: Naja sicher. Zwischen Monogamy und Kill Your Demons liegen ja immerhin bald 20 Jahre dazwischen. Wir orientieren uns dann schon auch mal an modernen Einflüssen, ohne uns dabei anbiedern zu wollen aber der Hörgeschmack ändert sich eben auch mit den Jahren, auch in der Szene. Das geht an uns auch nicht vorbei.
Citnoh: Manchmal hört man dann auch Sachen und denkt sich: Hey, das könnten wir auch bei uns mal einfließen lassen.
Den Facettenreichtum hört man eurer Musik auch immer an aber ein Großteil der Fangemeinde lobt euch vor allem weil man euch unterstellt, eurem Stil immer treu geblieben zu sein, während sich viele andere Bands immer mehr in Richtung Disko- Pop orientieren.
Moik: Naja, dahin geht es eben bei vielen weil da die Fanbase breiter ist. Wenn man unsere Alben aber nacheinander hört werden die sogar eher immer härter. Das merkst du vor allem bei den Drummern: Früher haben die nicht gejammert. Heute tun sie es! (lacht) Ich würde allgemein sagen, dass ich von Album zu Album ein besserer Musiker wurde.
Tourabschluss-Foto „Kill Your Demons“-Tour 2018
Wir müssen uns langsam etwas ranhalten, die Zeit wird knapp (schielt zum Tourmanager). Aber solange er noch still hält machen wir einfach weiter. (lacht) Welche Dinge vermisst ihr am meisten, wenn es auf Tour geht? Vor allem in die Ferne.
Moik: Ich vermisse eigentlich gar nichts und freue mich nur, wenn es auf Tour geht. Bei Jamie hier ist das bestimmt anders, der vermisst seine Kinder.
Für dich also gerne die Emil Bulls World Tournee?
Moik: Sicher, das wäre stark. Vielleicht fehlt dann irgendwann mal eine richtige Münchner Brezen. Oder BREZEL wie ihr sagen würdet.
Mit welcher Band würdet ihr gerne mal touren?
Moik: Mit jeder Band…
Und wieder keine konkrete Antwort. (lacht)
Moik: Ok, Korn auf jeden Fall. Mit Papa Roach und Callejon letztes Jahr war auch ein sehr gutes Paket, das ich jeder Zeit gerne wieder aufgreifen würde. Wir haben in unserer Karriere bisher wenig Support gespielt. Da sind wir grade dran, vor allem um international mehr Präsenz zu zeigen.
Citnoh: Dadurch, dass wir musikalisch so breit gefächert sind könnten wir grundsätzlich auch sehr viele Bands unterstützen.
Miley Cyrus. (lacht) Letzte Frage. Weil ihr so alte Hasen seid, gibt es Tipps, die ihr angehenden Musikern mit auf den Weg geben würdet, die es euch in eurem Genre nachtun wollen?
Moik: Ich glaube das kann ich heute nicht mehr beantworten. Zu unserer Gründungszeit war das einfach. Da spielte man so oft es möglich war vor Publikum. Das hat sich glaube ich geändert. Heute muss man sehr intensiv mit Social Media arbeiten und sehr viel Output bringen. Songs, Videos, auch mal was lustiges. Ich glaube wenn wir jetzt neu starten müssten, würden wir haltlos untergehen (lacht).
Ihr habt zum Glück schon vor vielen Jahren angefangen und euch einen Namen machen können, den ihr heute Abend unter Beweis stellen dürft. Wir wünschen viel Erfolg für den Auftritt und alles Gute für die weitere Tour. Danke für dieses Interview!
Moik: Danke euch und viel Spaß heute Abend.
Interview von Lucas im April 2018
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