Madlife – Precision In The Face Of Chaos

Ein trauriger Mittdreißiger- Metalhead sitzt an einem verregneten Samstagabend allein und apathisch in seinen vier schwarzgetünchten Wänden. Alle seine Freunde sind in der Disco versackt und zappeln gehyped zu den Tracks von Justin Bieber und Miley Cyrus, während sie vergnügt an ihren Sahnecocktails nuckeln. Doch unser bemitleidenswerter Schwermetaller weiß dieser Art von tänzerischer Unterhaltung in Ermangelung einer entsprechenden Musikgruppe nicht zu frönen… Arschlecken! In den düsteren Höhlen der Szene schwingen die Fans der harten Töne das Tanzbein zu einem wütenden Tornado, der seine Wucht gleichermaßen aus den Wurzeln von Rammstein, Rob Zombie und Korn zu beziehen scheint. Dazu gibt’s standesgemäß Bier und Whiskey.

Die Rede ist von Madlife, oder besser, ihrer neusten Veröffentlichung „Precision In The Face Of Chaos“. Das Album, das am 05.05.17 auf den Markt aufgeschlagen ist, will mit zwölf brandneuen Tracks bestechen und bittet die Fans auf den Dancefloor.

Seit 2000 sind die drei Kalifornier nun schon aktiv und wissen daher genau, wo sie das Brecheisen ansetzen müssen. „All The Angels“ eröffnet das Album mit einem kratzigen Elektrosound auf harten Gitarren. Für alle, die sich schon länger fragen was eine Hook sei: Das markante „All the angels, show me your broken wings“ ist hier das perfekte Beispiel dafür. Der Klang dieser Phrase bohrt sich dank seines hohen Wiedererkennungswerts seinen Weg systematisch ins Hirn und man bleibt beinahe automatisch dort hängen (Hook = Hacken).

Diese Arbeit mit Ohrwürmern treibt die ganze Scheibe voran. Auf „Just One Gun“ wirken die Lyrics ähnlich creepy wie bei Wednesday 13 und die elektronischen Ausschmückungen wissen erneut passiv zu punkten, während die Gitarrenriffs jeden deutlich nach vorne drängen.

Die Gitarre in „Nothing Changes“ könnte auch Wes Borland von Limp Bizkit geführt haben. Die Lyrics kommen hier vor allem im Refrain noch eine Spur melodischer daher und bilden einen Kontrast zu den harten Strophen. Die Taktung von „Pain Of Pleasure“ fällt da schon langsamer aus, was einen wiegenden Sound erzeugt.

Der „Love Song“ setzt zur Halbzeit auf ein nettes Gitarrensolo im Hintergrund und vorwiegend auf elektronische Strophen. Es wird deutlich, dass Madlife mit den musikalischen Komponenten des Albums spielen und diese divers zu verwenden wissen – sehr erfrischend. Ähnlich umstrukturiert wird auch bei „Live And Die“, das passagenweise nur mit Gesang und Drums auskommt, um sich dann langsam unter Zugabe des übrigen Orchesters nach oben zu schrauben.

Nach kurzem Intro gibt es in „Redline“ einen netten Scream zum Einklang. Hier brillieren mehrere Gitarren simultan und erzeugen einen mit verschiedenen Riffs und Soli. „Rockstar“ könnte als direkte Anlehnung an Nickelback verstanden werden, auch man in Kalifornien noch deutlichere Worte für den Starkult des 21. Jahrhunderts findet. Mit „I Know The Feeling“ holt man die Hook zum wiederholten Male aus dem Gepäck: Der Refrain bleibt quasi sofort kleben.

„Still Alive“ startet mit einem seichten Keyboard und schleicht im hinteren Drittel des Albums eher schüchtern und unauffällig daher; sollte da ein Fragezeichen hinter den Songtitel? Zum Glück nimmt man mit „Tell Me“ wieder an Fahrt auf und beendet das Werk mit „Hexxx“, das einen ordentlichen Schall auf die Stimme von Sänger Angry Phill packt.

Fazit: Wer nach diesem Dutzend keinen Ohrwurm mitgenommen hat, muss entweder taub oder absolut unmusisch sein. Madlife liefern ein grundsolides Album für alle Metaller ab, die es auch mal auf die Tanzfläche zieht. Rauschende Elektronik, fetzende Gitarren, marschierende Drums und einprägsame Hooklines werden auf diesem Silberling fachmännisch gemischt. Gemäß dem Albumtitel: Präziser Treffer!

Review von Lucas

Madlife – All The Angels

Dieser Artikel wurde am: 21. Juni 2017 veröffentlicht.

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