Verdammt österreichisch klingt das. Vertraut, aber nicht fad.
„Für immer z’jung“ sind Granada und das macht ihren Charme aus. Im Vergleich zu den anderen Austropopbands der Stunde, fehlt ihnen die Aufschneiderattitüde von Wanda oder der extravagante Avantgardismus von Bilderbuch. Granada verstehen es ihr Verlierertum zur Tugend zu machen. Etwas Melancholie schwingt bei den 11 Songs des Albums zwar mit, nichts liegt der Wiener Band aber ferner als zu jammern. Stattdessen sammelt Texter Thomas Petrisch eifrig Sympathie-Punkte, wenn er eine uns allen bekannte Szene schildert und mit „Last Man Standing“ den letzten Gast in der Kneipe besingt.
Zur Hymne des Wiener Kneipenviertels „Ottakring“ stellt sich unmittelbar der Bierdurst ein. Der Song wurde als Titelsong für die großartige Striezi-Komödie „Planet Ottakring“ geschaffen, die Nebenprodukte dieses Auftrags ergaben das Debütalbum von Granada. Der Eröffnungstitel „Lieber gern als hier“ bringt eine klare Absage an eine romantische Beziehung so charmant rüber, das dem Quintett die gebrochenen Herzen wie von selbst zufliegen: „Aber heut bleib ich liebend gern bei Dir (…) Aber auf Dauer gibt’s keine Aussicht, besser nicht.“ Und das Plädoyer für Entschleunigung in Billy Joels „Vienna“ ist niemals eingängiger und dringlicher vorgetragen worden als in Granadas Übertragung „Wien woat auf di“.
Zu Wiener Schmäh und einem Sound zwischen folkloristischen Akkordeongeklimper und schwofenden Indie-Gitarren gesellt sich außerdem eine mitreißende Ausstrahlung auf der Bühne, bei der man eher das Gefühl hat beim Frühschoppen in der urigen Kneipe zu schunkeln, als zwischen Hipsterpublikum zu stehen. Der Wanda-Hype brachte Granada viele Turnbeutelfans, volle Säle hat diese Band aber vollkommen verdient und weiß hervorragend damit umzugehen.
Review von Michaela
Granada – Eh Ok
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