Mit „LeuchtFeuer“ haben Schandmaul ihr neues Album veröffentlicht. Stefan, Birgit und Anna haben uns sehr ausführliche Antworten auf unsere Fragen gegeben.
Hey, wobei erwischen wir euch gerade?
Stefan: Beim Wäsche aufhängen.
Birgit: Beim E-Mails checken.
Anna: Beim Geige üben.
Euer neues Album „Leuchtfeuer“ steht in den Regalen – wie liefen die Arbeiten im Studio?
Stefan: Sehr intensiv wie immer, allerdings auch routiniert weil wir mit unserem Produzenten Thomas Heimann-Trosien ja bereits seit Narrenkönig zusammen arbeiten. Somit war das alles sehr vertraut und man konnte sofort richtig los legen.
Anna: Routiniert (wir kennen unseren Produzenten ja seit „Narrenkönig“ schon), aber doch aufregend und spannend (an so einer CD bastelt man ja knapp 2 Jahre im Vorfeld schon, und das ganze dann final aufzunehmen ist ein magischer Moment).
Beim Song „Orléans“ habt ihr 110 Instrumente untergebracht? Wie bitte funktioniert das?
Stefan: Das Geheimnis ist dann in solch einem Fall das Arrangement und wie die Stimmsätze geschrieben sind.
Birgit: natürlich kann da nicht mehr jede Einzelstimme dezidiert gehört werden, es geht darum ein stimmiges Ganzes zu erreichen. Hier hat unser Produzent Thomas Heimann-Trosien einen guten Job gemacht. Und ein Song muss eine gewisse Grundcharakteristik haben, damit so etwas funktionieren kann, also etwas „Großes, Heroisches“.
Der Titel „An deiner Seite“ ist extrem intensiv und geht so manchem wahrscheinlich sehr nah – hat der Text eine besondere Bedeutung?
Stefan: Dazu müssten wir jetzt Ducky interviewen, er hat den Text und den Song geschrieben. Aber natürlich hat er eine besondere Bedeutung, wenn man einem besonderen Menschen ein paar besondere Worte sagen möchte, das kennen ja die meisten. Und wenn man selbe seinen Mund nicht aufbekommt, dann einfach das Lied in zweisamer Stunde seinem Partner vorspielen, könnte klappen
Wie kam die Zusammenarbeit mit Tarja, die euch bei den Songs „Zu zweit allein“ und „Zeit“, zustande?
Stefan: Der Song hat nach einem Duett geschrien und wir haben die Köpfe zusammen gesteckt, wer gut passen könnte und haben dann unser Netzwerk aus Freunden, Management und Label ins Spiel gebracht. Tarja und Ihr Manager waren sofort überzeugt, der Text wurde für Sie einmal ins Englische übersetzt (damit Sie genau weiß um was es geht) und schon ging es los mit den Aufnahmen, die Ihr sehr viel Spaß gemacht haben.
Schandmaul – LeuchtFeuer
„Tjark Evers“ und die Insel Baltrum – dieser Mann ist in Ostfriesland eine echte Legende! Welche Geschichte steckt für euch dahinter?
Stefan: Ducky, Thomas und ich haben einen guten Freund (auch Ostfriese) zu seiner Hochzeit besucht und dann noch ein paar Tage Urlaub an der See hinten dran gehängt. Bei einem Ausflug auf Baltrum und dem Studium des Reiseführers sind wir dann über Tjark Evers gestolpert. Die Geschichte uns sehr berührt und Thomas hat sich dann an die Arbeit gemacht diese zu vertonen.
In Kürze startet eure Leuchtfeuer Tour, die sich bis in den Dezember zieht. Wie habt ihr euch vorbereitet?
Stefan: Sehr ordentlich und ausgiebig. Zuerst die üblichen Proben im Proberaum, dann mit der Produktionsfirma und der Crew plus separate Lichtproben. Viel Arbeit, die aber auch viel Freude bereitet.
Birgit: Zusätzlich arbeitet natürlich jeder für sich: Fingerfertigkeit, Gedächtnis und auch körperliche Fitness stehen da auf dem Programm. Am meisten Zeit investiert wohl Frontmann Thomas, er geht die Show in Gedanken hundertmal durch und überlegt sich, wo was auf der Bühne passieren und welche Ansagen passend sein könnten. Trotzdem ist genug Raum für Spontaneität.
Anna: Üben, üben, üben…
Seid ihr bereits gespannt, wie der ein oder andere Song ankommen wird?
Stefan: Na klar! Man arbeitet über 2 Jahre intensiv an so einer Platte und den einzelnen „Babys“ und hofft natürlich, dass das Publikum es honoriert.
Anna: Na klar, das ist jedesmal oberspannend. Da gibt es Songs, die einem persönlich wahnsinnig viel Spaß machen zu spielen, was aber nicht immer heißt, dass die beim Publikum auch gut ankommen. Aber ich empfinde es immer als Frischzellenkur, mit neuen Songs in der Setliste auf die Bühne zu gehen.
Gibt es einen Titel vom neuen Album, den ihr unbedingt spielen wollt, weil ihr wisst, dass die Menge abgehen wird?
Stefan: Für mich ist das der „König“, spricht mir aktuell sehr aus der Seele.
Birgit: Da gibt es in der Tat mehrere Kandidaten und jeder hat da so seine persönlichen Favoriten. König ist bei mir ebenfalls vorn dabei, aber auch Partyknaller wie „Freunde“ oder „Ich werd´ alt“ haben ihre Feuertaufe live schon bestanden.
Anna: Ich bin mir sicher, dass alle Partynummern, wie König, Freunde und Ich werd´ alt abgehen werden…
Nun noch einige Fragen abseits der Musik! Was sind eure größten Schwächen?
Stefan: Zu viele Kompromisse, egal wo.
Birgit: Ungeduld und Jähzorn, das eine kriege ich gar nicht in den Griff, das andere nur mit Mühe.
Anna: Geduld.
Wenn es Superkräfte geben würde – welche hättet ihr gerne und warum?
Stefan: Wenn Zeitreisen als Superkraft durch geht, dann wäre das mein Ding. Aber nur in die Vergangenheit um eine Studie zu veröffentlichen die beweist, menschliches Leben ohne Internet war möglich!
Birgit: Gedankenlesen.
Anna: Na fliegen natürlich. Freiheit, Abenteuer, frische Luft!
TIPP: CD-Review „Schandmaul – Leuchtfeuer“
Ihr könntet drei Dinge in diesem Land verändern, welche wären es und warum?
Stefan: 1: Wahlpflicht einführen! Für das Recht auf freie Wahlen sterben heute noch viele Menschen und wir wissen dieses Privileg kaum zu schätzen. 2: Verbot von Massentierhaltung bzw. Verkaufsstopp von Nahrungsmitteln aus dieser Erzeugung und 3: Kostenlose Kinderbetreuung für jeden überall.
Birgit: 1: Ich würde die Basis unseres Systems: „schneller, mehr, höher, weiter,…..verändern, dann wären viele andere Probleme automatisch gelöst. 2: Ein generelles Verbot automatisierter Hotlines. Das kann kein menschliches Nervensystem aushalten. 3: Und eine Veränderung der Massenmedienlandschaft: mehr Diversität. Vielleicht könnte man dann auch mal Schandmaul im Radio hören.
Anna: Toleranz und Mitgefühl untereinander. Und dass diese furchtbare Nörgelmentalität aufhört. Das Glas soll halb voll und nicht halb leer sein…
Ihr könntet für 24 Stunden die Rolle mit einem Menschen eurer Wahl tauschen – welche wäre es und warum?
Stefan: Mit meinen Kindern, um die Welt noch einmal mit Kinderaugen und ohne Erwachsenensorgen zu betrachten.
Birgit: Vladimir Putin. Ich möchte wissen, welche Motivation wirklich hinter seinen Handlungen steckt.
Anna: Möchte ich nicht. Ich bin ganz glücklich in meiner Haut.
Was wird man immer in eurem Kühlschrank finden?
Stefan: Kikkoman Sojasoße.
Birgit: Was der Garten, der Hühnerstall und die Schafherde gerade hergibt.
Anna: Milch, und zwar bloß nicht H-Milch und fettarm! Für den Capuccino aus meiner italienischen Siebträgermaschine.
Und was niemals?
Stefan: Innerein.
Birgit: Ordnung.
Anna: Ich würde behaupten ich ess so gut wie alles.
Vielen Dank für das Interview und die Zeit – natürlich gehören euch die letzten Worte!
Stefan: Zeit, DAS Stichwort! Nehmt Euch und für Eure Liebsten mehr davon. Das Leben ist auch ohne permanent online zu sein sehr schön. Seht Euch die Wolken in echt an und versucht nicht Euer Leben in irgendeiner Cloud zu speichern …
Birgit: ich wünsche Euch viel Spaß mit uns und unserer Musik. Und sollte Euch einmal etwas missfallen, dann bitte sagt es uns auf konstruktive und höfliche Weise. Man glaubt es kaum, aber auch Musiker haben Gefühle und keine Lust auf shitstorms.
Anna: Nehmt euch „Zeit“, um beim „Traum tanzen“ zu „Leben“!
Interview von Florian Puschke im Oktober 2016
Schandmaul – Zeit
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