Got Nuthin‘ – Last Recall
No Borders! Grenzen einreißen, auch zwischen den Genres: Die Berliner Hardcore-Formation Got Nuthin‘ macht mit Track 1 „My Last Words“ bereits klar, das bei ihrem ersten Longplayer „Last Recall“ keine mentalen Scheuklappen erlaubt sind. Der Einfluss von Agnostic Front ist ebensowenig zu überhören wie die Vorliebe für kraftvolle Punk-Riffs und explizite Lyrics.

In den zehn Songs des kürzlich auf Demon Runs Amok Entertainment erschienenen Albums rechnet die Band mit respektlosen Pseudos und arroganten Aufschneidern ab. Mit bissiger Ironie stößt Sänger Steve die Lyrics zu „No Morality“ hervor, bevor der Song mit einem pathetisch-melancholischen Gitarren-Solo beschlossen wird – wie ein Abgesang auf die Szene. Auch „Watch Ya Step“ bedient sich dieses bitterbösen Sarkasmus, um Oberflächlichkeiten anzuprangern. Besserwissern und Lifestyle-Faschisten rückt „This Is For You“ zu Leibe: „This is for you, bunch of pussies“ brüllt Steve denen entgegen, ständig an seiner Art zu leben mäkeln.

Der Titelsong „Last Recall“ mahnt mit seinem eindringlichen Sing-Along-Chor zu Reflexion, doch Got Nuthing‘ verpassen ihre Chance auf Misstände explizit hinzuweisen.  Der Apell „PLease wake up, please stand up“ bleibt seltsam allgemein. Richtig Laune macht Got Nuthing’s energetischer Hardcore aber dennoch; vor allem, wenn ein trotziges „You’re Not My Fucking God“ getrieben von fetten Drums dem werten Hörer entgegenschallt. Ein wacher, kritischer Geist, Mut die richtigen Fragen zu stellen und sich gegen falsche Freunde zu entscheiden, das ist der Band aus der Hauptstadt wichtig, was sie auf dem letzten Track „Szene“ noch einmal deutlich machen: „Ihr bedient das Klischee, aber seid nicht Hardcore“, eine gelungene Kollaboration mit Rapper Scar.

Review von Michaela

Got Nuthin‘ feat. Scar – Szene

Dieser Artikel wurde am: 6. September 2016 veröffentlicht.

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